Dieser Text ist Teil der Reihe „Unser Blickpunkt“ des EPIZ Entwicklungspolitisches Informationszentrum Göttingen.
München hat eins, Köln auch. Außerdem Stuttgart, Aachen, Freiburg, Bielefeld, Heidelberg und viele viele andere Städte: Eine-Welt-Zentren – Orte, an denen sich Engagierte gemeinsam für globale Gerechtigkeit einsetzen. Berlin hat gar ein ganzes „Global Village“. Und Göttingen? Hier gibt es seit einiger Zeit eine aussichtsreiche Initiative für ein Welthaus in der alten Stockleffmühle am Leinekanal.
Neben vielen Anliegen möchten die Engagierten in Welthäusern meist Themen wie Fairer Handel, Klimagerechtigkeit oder auch Fragen um Flucht und Migration sowie Transkulturalität zu mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft verhelfen. In Zeiten zahlreicher globaler Krisen erscheint die Dringlichkeit dafür unbestreitbar gegeben. Daher wirkt es paradox, dass aktuell zahlreiche Initiativen kaum geeignete Arbeits-, Gruppen-, Veranstaltungs- oder Lagerräume, insbesondere in Innenstäten, zur Verfügung haben. Der viel frequentierte Göttinger Weltbürger*innentreff platzt beispielsweise aus allen Nähten und im EPIZ sitzen Mitarbeitende teilweise zu zweit an einem Schreibtisch. Die dortige Bibliothek inklusive der tollen Materialien von Bildung trifft Entwicklung hat auch längst sämtliche Kapazitätsgrenzen erreicht.
Wenn wir es also ernst meinen mit Klimagerechtigkeit, den globalen Nachhaltigkeitszielen, den Menschenrechten, dem Versprechen ein sicherer Hafen für Geflüchtete zu sein und wenn wir der Charta der Vielfalt gerecht werden wollen, dann muss derlei Engagement Mainstream werden! Ein Baustein dafür sind Orte, an deen das dazugehörige Engagement Platz hat: In einem Welthaus sind Begegnung, Austausch, das Nutzen von Synergien, Beratungen, Informations- und Bildungsveranstaltungen sowie Kulturelles verschiedener Art möglich.
Nicht nur Fridays for Future sondern auch zahlreiche andere Initiativen zeigen: Insbesondere junge Menschen bei uns und überall auf der Welt suchen mehr und mehr nach Wegen, sich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen. Das Streben nach alternativen Lebensentwürfen abseits von (globaler) Ausbeutung von Mensch und Natur ist längst kein Nischenthema mehr. Viele Studien zeigen: Die junge Generation will mitgestalten, allerdings weniger in Parteien sondern vermehrt punktuell und themenspezifisch. Derartiges Engagement ist insbesondere möglich in offenen Zentren, welche als Plattform für demokratische Prozesse abseits von klassischer Parteipolitik fungieren können.
Daher gilt: Lasst uns bundesweit Welthäuser gestalten!
Chris Herrwig, Lucia von Borries und das EPIZ-Team
Der Beitrag Mainstreaming Engagement für globale Gerechtigkeit – lokal und weltweit erschien zuerst auf EineWeltBlaBla.
Im Rahmen des von der Europäischen Union kofinanzierten Projekts „Jugend für Gesundheit“ arbeitet die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mit MSI Tansania und Sikika zusammen, um junge Menschen darin auszubilden, sich für ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre Rechte einzusetzen und Regierungen und Entscheidungsträger zur Rechenschaft zu ziehen. Mbuya Abass Ngwega, 19 Jahre alt, lebt im Dorf Mwaya, Ulanga, Region Morogoro. Hier erzählt sie ihre Geschichte.
„Ich hatte einen schwierigen Start. Ich verlor meinen Vater, als ich in der Grundschule war und meine Mutter musste die Erziehung und die Verantwortung für mich und meine drei Brüder übernehmen. Das Leben war nicht einfach. Ich wurde oft von der Schule nach Hause geschickt, weil das Schulgeld fehlte. Meine Mutter arbeitet als Kleinbäuerin. Leider war ich gezwungen, die Schule abzubrechen. Das war eine harte Zeit für mich, denn das bedeutete, dass ich meine Träume nicht mehr verwirklichen konnte. In der Zwischenzeit fand ich eine Anstellung als Verkäuferin. Doch mein Traum, eine eigene Karriere aufzubauen, war immer noch da und ich suchte nach Möglichkeiten, ihn zu verwirklichen.
Als ich hörte, dass das Y4H-Projekt Jugendchampions in meiner Region suchte, habe ich mich sofort beworben. Das Auswahlverfahren war nicht einfach: Neben Allgemeinbildung war Wissen und Interesse an Aufklärung, Familienplanung, Sexualität sowie den Rechten von Jugendlichen gefragt. Glücklicherweise wurde ich als einer der Jugendchampions ausgewählt, der das Dorf Mwaya vertritt. Meine Aufgabe besteht jetzt unter anderem darin, mich zwei Mal pro Woche mit Gleichaltrigen zu treffen, um über verschiedene Gesundheitsthemen zu diskutieren. Ich nehme auch regelmäßig an Wochenend-Sprechstunden im Mwaya-Gesundheitszentrum teil und leite Sitzungen zu verschiedenen Themen wie etwa Geschlechtskrankheiten und HIV/Aids. Außerdem verweise ich Jugendliche an die Gesundheitszentren, damit sie Zugang zu Verhütungsmitteln bekommen und sich über Sexualität informieren können.
„Eine von ihnen versuchte abzutreiben, dabei kam sie ums Leben“
Zu den Themen, die mir besonders am Herzen liegen, gehören unbeabsichtigte Schwangerschaften. In meiner Schulzeit hatte ich zwei Freundinnen in meiner Klasse, die beide schwanger wurden. Infolgedessen mussten sie die Schule abbrechen. Eine von ihnen versuchte, abzutreiben, dabei kam sie ums Leben. Das war sehr schwer für mich, denn sie war meine beste Freundin. Dass ich Jugendchampion geworden bin, hat mein Leben verändert. Erstens hat sich mein Selbstvertrauen verbessert. Zweitens hatte ich die Möglichkeit, einflussreiche Menschen zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Ich hatte auch die Chance, das Parlament zu besuchen, wo wir einige unserer Themen vorgestellt haben, das war ein großer Tag für mich.
Ich bin sehr dankbar für dieses Projekt, denn es bietet jungen Menschen wie mir eine Plattform, auf der wir einige unserer Probleme offen diskutieren und austauschen konnten. Das führt auch zu Fortschritten und Lösungen – zumindest teilweise. So wurden zum Beispiel in einem Gesundheitszentrum im Dorf Mwenge jugendfreundliche Räume eingerichtet, in denen Jugendliche und junge Erwachsene vertraulich und ohne Vorurteile behandelt werden können.“
Youth 4 Health – Informationen und Hintergründe
Das Projekt Youth for Health (Y4H) ist eine von der Europäischen Union kofinanzierte Initiative, die darauf abzielt, die Möglichkeiten zu einer selbstbestimmten Sexualität und den Zugang zu Informationen über Aufklärung im Leben von Jugendlichen zu verbessern. Y4H ist bislang auf drei Jahre angelegt und konzentriert sich auf junge Mädchen, einschließlich derjenigen, die mit Behinderungen leben, sowie auf ländliche und schwer zugängliche Gebiete in Äthiopien, Ghana, Kenia, Sierra Leone, Tansania und Sambia. Das Projekt wird von MSI Reproductive Choices gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), dem Centre for the Study of Adolescence (CSA) Kenia, Health Alert Sierra Leone (HASiL), Youth Advocates Ghana (YAG), Sikika in Tansania, Restless Development Sambia und Youth Network for Sustainable Development (YNSD) in Äthiopien umgesetzt.
Der Beitrag „Ich suchte nach Möglichkeiten, meinen Traum zu verwirklichen“ – Mbuyas Geschichte erschien zuerst auf DSW.
“Homosexuals in small numbers have always existed in our part of black Africa... They have never been prosecuted. They have never been discriminated against,” Ugandan President Yoweri Museveni said on the BBC programme “Hard Talk” in March 2012 (see also main text). Today, simply identifying as lesbian or gay can lead to lifelong imprisonment, according to the “Anti-Homosexuality Act” just signed by the same president. What has happened?
Isabella Bauer Anonymous Author Lissa Janet 15.08.2023 LGBTQ rights in Africa – between progress and backlashPresident Museveni came into power in 1986 and has since been very strategic in his cooperation with international allies and supporters. In the 1990s, sexual and reproductive health approaches received massive financial support – mainly from the US government under Bill Clinton. Uganda was one of the most successful African countries in fighting the AIDS epidemic. With the ABC approach (stay abstinent, be truthful, use condoms) the government managed to reduce infection rates.
With the election of President George W. Bush, right-wing politicians determined health policy. Some of them were fundamental Christians. “Abstinence only” was the new directive. Development-aid recipients had to change their rhetoric and approach. As the United States Agency for International Development (USAID) reports, free condoms were banned from health facilities and hospitals in Uganda, and more and more fundamental Christians spoke out publicly. Their main message was: AIDS is God’s punishment for homosexuality.
“Kill the Gays Bill”The influence of fundamentalist Christian churches has increased dramatically since then. Under the label of “human rights advocacy”, groups such as the US-based Family Watch International organise seminars in which they label homosexuality a mental illness, promote conversion therapies, oppose sex education in schools as well as the right to abortion. The drafting of the first so-called “Kill the Gay Bill” in 2014 was also influenced - and funded - by the religious right in the US. While the first bill was invalidated by the Constitutional Court due to a procedural error, this time it passed and will cause immense suffering.
It is impressive that despite these challenges, the LGBTQ community has made progress in the area of inclusion, especially in the health sector. They have worked with the Ministry of Health to fight AIDS and promote the right to health, regardless of sexual orientation or gender identity. However, at the signing of the recent bill, the Minister of Health, Ruth Achieng, praised Museveni, raising concerns about the future alignment between the Ministry and the LGBTQ community.
It seems that the Ugandan parliament often uses the LGBTQ community as a scapegoat, especially when there are scandals in the country. By exploiting deeply rooted religious norms, they believe that the public will support their agenda. Since the introduction of the law, there have been numerous attacks and arrests targeting LGBTQ organisations and their members.
Lissa Janet is Communications Officer at Queer Youth Uganda.
Anonymous Author
Isabella Bauer is a freelance journalist and consultant.
post@isabellabauer.de
Berlin. - Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist am Montag zu einer viertägigen Reise nach Mauretanien und Nigeria aufgebrochen. Es ist ihre erste Reise in die Region, nachdem sie vor einem Monat zur Präsidentin des internationalen Geber-Bündnis Sahel-Allianz gewählt wurde. Schulze will in Mauretanien, das auch den Vorsitz der G5 Sahel innehat, nach Angaben des BMZ mit Regierungsmitgliedern und Entwicklungsakteuren besprechen, welche Vorstellungen und Prioritäten die Sahelländer selbst für ihre Entwicklung haben und in welchen Bereichen die Sahel-Allianz am effektivsten unterstützen kann.
Homosexuality is currently considered a crime in 66 countries worldwide according to the International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA). 33 of them are in Africa. Countries such as Nigeria, Sudan, Somalia and Mauritania have laws in place that impose severe penalties, including imprisonment and in some cases even death sentences.
Most recently, Uganda’s “Anti-Homosexuality Act” led to an international outcry from human-rights activists. It was ratified by president Yoweri Museveni in March. The law foresees up to 20 years of imprisonment for homosexual practices. In cases of “aggravated homosexuality”, the consequence is death penalty. “Aggravated homosexuality” includes sex with people under 18 or the involvement of a HIV-positive person.
Anyone who provides medical care to homosexuals, accommodates them or represents them in court is liable to prosecution as well. The “promotion of homosexuality” is a criminal offence too. Media organisations that share information on LGBTQ issues face serious consequences, including a hefty fine of 1 billion Ugandan shillings (€ 250,000) and a ten-year licence revocation.
The few organisations that supported the LGBTQ community in Uganda were deprived of any legal basis. Support from western organisations or Ugandans living abroad is severely hampered as well. This law makes it impossible for LGBTQ persons to live and express their true selves. Essentially, it aims to eradicate queerness in Uganda.
At the same time, there have been positive developments in a few African countries. Namibia recently recognised same-sex marriages concluded outside the country. South Africa has offered full legal protection to LGBTQ persons for some time. But even here, social acceptance is limited outside the three major cities of Johannesburg, Durban and Cape Town.
Other countries, including Botswana and Mozambique, have made legal progress in recognising LGBTQ rights, but are still far from legal equality and even further from social acceptance. In April, the NGO Plan International launched the “Amahitamo Yanjye (“My Choice”) Comprehensive Sexuality Education Toolkit” in Rwanda, which targets adolescents and young people under the age of 24. It aims to address teenage pregnancy and includes information on homosexuality and other sexual orientations. There is no restriction on the discussion or promotion of LGBTQ issues in the country.
“Un-African”?One reason for the continued oppression of LGBTQ persons and the sluggish progress towards equality in just a few countries is a certain narrative put forward across Africa: homosexuality is an import from the west, a neo-colonial attempt to weaken the continent. Kenya’s President William Ruto described homosexuality as incompatible with African culture and religion. In Ghana, journalists launched an anti-queer campaign in response to the opening of a LGBTQ centre in Accra, calling homosexuality “un-African”. Moreover, there are countless conspiracy stories circulating on social media, which essentially boil down to the West trying to eradicate Africans by spreading homosexuality.
As a matter of fact, this narrative is simply wrong historically. There is evidence, for example, that King Mwanga II was openly gay in the kingdom of Buganda, which comprises part of present-day Uganda.
He is perhaps one of the most famous gay pre-colonial African figures, but he was not the only one. Before European colonisation, many African societies had different understandings and expressions of same-sex relationships and identities according to Sylvia Tamale, a Ugandan human-rights activist and law professor who researches the history of sexuality in Africa. The ancient cave paintings of the San people near Guruve in Zimbabwe, for example, show two men engaged in a form of ritual sex. The “mudoko dako” or feminised men among the Langi in northern Uganda or the “mawali” in Zande society in central Africa were treated as women and could marry men.
The vocabulary used to describe same-sex relationships in African languages is further evidence of their existence in pre-colonial Africa, as Tamale’s research shows. Basotho women in what is now Lesotho engaged in long-term relationships called “motsoalle” (special friend), the Shangaan in southern Africa referred to same-sex relationships as “inkotshane” (man-woman), and the Wolof language spoken in Senegal has always had a word for this as well (“gor-digen”).
However, Tamale emphasises that same-sex activity in Africa was not always an expression of desire and differs to some extent from the contemporary Western concept of sexual identity. According to her research, same-sex acts also took place for spiritual and ritual purposes and as part of sex education among peers.
As much as these studies can prove that homosexuality was hardly brought to Africa by western powers, they should not hide the fact that same-sex relationships were widely rejected in pre-colonial times too. The colonisers and Christian missionaries then further criminalised them and introduced laws and moral codes that reflected the attitudes prevalent in their home countries at the time.
Lissa Janet is Communications Officer at Queer Youth Uganda.
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Isabella Bauer is a freelance journalist and consultant.
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